Mittwoch, 24. Juni 2015

Sollte man jetzt mit Hanlo ein Haus bauen?

Ich bekomme in letzter Zeit fast täglich EMails mit Anfragen von Leuten die sich gerade für ein Hanlo Haus interessieren, sich aber aus wirtschaftlicher Sicht nicht sicher sind ob das eine gute Idee ist, da Hanlo ja erst kürzlich in den Konkurs geschlittert ist.

Vorweg muss jedem bewusst sein, dass ich weder Anwalt bin noch sonst eine offizielle Befähigung habe, darauf eine qualifizierte Antwort zu geben. Das Folgende ist meine persönliche Meinung die großteils auf Vermutungen aufbaut. Dabei beziehe ich mich aber nur auf die wirtschaftlichen Aspekte, bzgl. Ausführungsqualität etc. werde ich ausführlich schreiben, wenn bei uns alles Arbeiten abgeschlossen sind.

Durch den Konkurs und Verkauf von Hanlo steht Hanlo im Prinzip wieder gut da. Bei dem Konkurs konnten (hoffentlich alle) "faulen Eier" (Beteiligungen die nichts wert waren) entfernt werden. Die Aktiva und Passiva in der Bilanz sollten nun wirklich den Tatsachen entsprechen. Weiters wird Hanlo Medienberichten zufolge (und so wie ich es interpretiert habe) rein durch Eigenkapital finanziert. Daher gibt es eigentlich nichts sicheres als mit einer Firma zusammenzuarbeiten, die gerade aus dem Konkurs gekauft wurde.

Keiner weis aber was die Zukunft bringt, daher ist es entsprechend wichtig sich abzusichern. Drei Punkte die Zahlungen betreffend sind mir bei Hanlo ein Dorn im Auge und ich würde jedem der mit Hanlo bauen möchte raten, diese Punkte zu beachten. (Vielleicht sind diese inzwischen auch schon geändert, dann bitte um Feedback, damit ich es korrigieren kann).

1.) Die unbesicherte Anzahlung:
8% hat Hanlo bei uns als Anzahlung verlang, das waren 18.000 Euro. Dafür bekamen wir aber keine Sicherstellung. Im Falle von einem Konkurs gehen diese in der Masse unter (wenn nicht Käufer in die Verträge einsteigt, wie im aktuellen Fall).
Gegen eine Anzahlung spricht im Prinzip nichts, wenn sie jedoch in der Höhe von einem Kleinwagen ist, sollte sie meiner Meinung nach mittels Bankgarantie besichert sein. Wenn eine Firma eine solide Finanzlage hat, wird keine Bank der Welt ihr diese Garantie verwehren. Auch die Kosten dafür sind überschaubar.

2.) Zahlungsplan
Unser Zahlungsplan sah vor
8% Anzahlung
87% bei Montage vom Haus
5% bei Fertigstellung der Fassade
Hierbei ist das Problem, dass man das Haus bereits nach der Montag (und der Fassade, die meist auch gleich erfolgen kann) vollständig bezahlt hat, obwohl noch sehr viel Leistung ausständig ist (Estrich, Heizung, Bodenbeläge, Malerarbeiten, Sanitärkeramik, etc.). Viele Kunden befanden sich zum Zeitpunkt des Konkurses genau in diesem Status (Haus montiert, nahezu alles bezahlt, aber das Schlüsselfertig Paket teilweise oder oft sogar vollständig ausständig). Das geht aus den Kommentaren im Blog und aus Zuschriften die ich bekommen habe hervor. Im Falle eines Konkurses hätte man hier auch das nachsehen, wenn der neue Käufer nicht in die Verträge einsteigt.
Man sollte hier eine Änderung des Zahlungsplans verlangen, dass mindestens 10% erst bei schlüsselfertiger Übergabe bezahlt werden.

3.) Haftrücklass
Dabei werden 2%-5% der Gesamtsumme für die Dauer der Gewährleistung (3 Jahre) einbehalten und erst danach bezahlt. Damit ist sichergestellt, das Ansprüche an die Gewährleistung auch wirklich erfüllt werden können (zumindest im Ausmaß vom Haftrücklass). Somit kann im Fall eines Konkurses oder wenn die Firma aus anderen Gründen der Gewährleistung nicht nachkommen kann/will, zumindest ein Teil der Gewährleistung erfüllt werden.
Ich aktuellen Fall dürften alle, die vor dem Konkurs von Hanlo das Bauprojekt abgeschlossen haben, wirklich durch die Finger schauen. Denn Hanlo NEU ist nicht verpflichtet Gewährleistungsansprüche an Hanlo ALT zu erfüllen (hat auch der Masseverwalter in seinem Schreiben explizit so geschildert).


All das sind jetzt keine Punkte die aus der Luft gegriffen sind, sondern eigentlich in einer fairen Partnerschaft zwischen Fertighausfirma und Kunden "State of die Art" sein sollten (meiner bescheidenen Meinung nach). Jeder dieser Punkte ist verhandelbar und es sollte darauf bestanden werden, diese Punkte in den Vertrag aufzunehmen. Daher würde ich von Hanlo die Fairness erwarten, dass sie diese Punkte als Standard in den Vertrag aufnimmt, damit nicht jeder Kunde einzeln darum streiten muss.

Als wir vor zwei Jahren den Vertrag unterschrieben haben, wollte ich auch diese 3 Punkte im Vertrag haben, könnte aber nur einen Teil davon durchsetzten, glücklicherweise den Teil, der uns nun am meisten hilft. Ich wurde vom Verkäufer beschwichtigt:
"Glauben sie wirklich das Hanlo Konkurs geht?"
"Hanlo gibt es schon seit 40 Jahren"
"Hinter Hanlo steckt ein großer Fond, da kann nichts passieren"
.......

Nun, die Erfahrung hat gezeigt, Hanlo kann und ist in Konkurs gegangen. Und niemand kann verhindern, dass es wieder passiert. Egal ob es nun der große tolle neue Invester ist, der das Unternehmen mit viel Eigenkapital ausstattet, oder ein ganz neues Management.




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen